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Artikel: Wie Zucker unser ältestes Süßungsmittel Honig verdrängte

Immenkraft flüssiger Demeter-Honig fließt direkt nach der Ernte in ein Sieb. Man Honig, der in das Sieb voll mit goldfarbenem Rohhonig läuft.

Wie Zucker unser ältestes Süßungsmittel Honig verdrängte

Lesezeit: ca. 3 Minuten, 682 Wörter

Wir können uns vermutlich nicht mehr vorstellen, wie eine Welt aussieht, in der Honig und vielleicht noch süße getrocknete Früchte unsere einzige Quelle für Süßigkeiten sind: Keine Softdrinks, süße Schokolade oder Gummibärchen.

Geschichte des Honigs

Bereits vor tausenden von Jahren war Honig wohl das einzige Süßungsmittel der Menschheit. Archäologische Funde zeigen, dass Honig bereits vor über 8.000 Jahren in Höhlenmalereien in Spanien und Ägypten dargestellt wurde. In vielen Kulturen wurde Honig nicht nur als Nahrungsmittel geschätzt, sondern auch für medizinische Zwecke verwendet. Er spielte eine zentrale Rolle in religiösen Zeremonien und galt oft als Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand. Damals waren die Menschen „Honigjäger“ und man entnahm den wild lebenden Bienenvölkern ihren Honig meist mitsamt der Brut, da dies eine eiweißreiche Süßspeise darstellte.

Wirtschaftlicher Wert des Honigs damals

Im Altertum war Honig ein wertvolles Handelsgut. In Ägypten beispielsweise wurde er als Zahlungsmittel verwendet und war so kostbar, dass er oft in Gräbern der Pharaonen gefunden wurde. Auch in der griechischen und römischen Kultur hatte Honig einen hohen Stellenwert, sowohl als Nahrungsmittel als auch als Bestandteil von Trankopfern.

Einführung von Zucker als günstiges Süßungsmittel

Zucker aus Zuckerrohr war im Mittelalter ein seltenes und teures Handelsgut und nur Wohlhabenden vorbehalten. Im 12. Jahrhundert fand Zucker aus Zuckerrohr in England schnell Anklang bei Adligen und Königen. Ab dem 16. Jahrhundert wurde Rohrzucker zunehmend aus den Kolonien der Karibik nach Europa importiert.

Der Chemiker Andreas Marggraf entdeckte im späten 18. Jahrhundert, dass die Runkelrübe zur Zuckergewinnung geeignet ist. Sein Schüler, der Naturwissenschaftler Franz Carl Achard, züchtete die Runkelrübe zur heutigen Zuckerrübe und erhöhte damit seinen Zuckergehalt signifikant. Als Meilenstein der industriellen Zuckerproduktion errichtete Achard 1801 die erste Rübenzuckerfabrik in Schlesien. Es war ein entscheidender Schritt zur Unabhängigkeit Europas von importiertem Rohrzucker. Gleichzeitig revolutionierte es die Zuckerproduktion und führte zu einer breiteren Verfügbarkeit von Zucker für alle Menschen.

Billiger Zucker ersetzt teuren Honig

Zucker wurde nun leichter verfügbar und auch viel kostengünstiger als Honig. Im Gegensatz zu Honig, dessen Geschmack je nach Tracht variiert, bietet Zucker einen einheitlichen Geschmack. Dies bringt Vorteile für die industrielle Lebensmittelproduktion. Mit der Industrialisierung wurde Zucker massenhaft produziert und die Nachfrage nach Honig verringerte sich enorm.

Um diese Zeit herum bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden von den Bienenvölkern nur so viel Honig entnommen, dass sie vom restlichem Vorrat in den Waben noch gut überwintern konnten. Eine Zusatzfütterung für den Winter kannte man nicht. Alle Völker überwinterten also auf eigenem Honig. Die Honigernte war nicht so einfach, wie heute: Ganze Wabenstücke wurden ausgeschnitten, zerkleinert und über Siebe der Honig vom Wachs getrennt. Heute nennen wir diese Spezialität Tropfhonig. In einigen Gegenden wurde Honig noch vor der Frühtracht nach dem Winter geerntet. Damit stellte man sicher, dass nur der Honig entnommen wurde, den die Bienen im Winter nicht benötigten.

Heutiger Wert von Honig

Honig gilt in der Gesellschaft immer noch als hochwertiges Naturprodukt und wird als gesündere Alternative zu Zucker betrachtet. Im Gegensatz zum Haushaltszucker, der zu 100% aus Sacharose besteht, enthält Honig verschiedene Mono-, Di- und Trisaccharide, also schnell und langsam wirkende Zuckerarten. Dadurch ist der glykämischer Index günstiger als bei Haushaltszucker, da Energie sowohl schnell als auch lang anhaltend zur Verfügung steht, die Insulinausschüttung ist langsamer. Zudem enthält Honig über 300 weitere Substanzen, wie Enzyme, Hormone, Aromastoffe, Mineralstoffe,  Vitamine und viele mehr, die alle nicht im Zucker enthalten sind.

Aufgrund des Fructose-Gehalts wird Honig als süßer empfunden, als Zucker. Man benötigt also für die gleiche Süßkraft weniger Honig als Zucker. In einer Österreichischen Studie(1) wurde festgestellt, dass der regelmäßige Verzehr von 2 Esslöffeln Honig pro Tag die Lust auf Süßigkeiten signifikant verringert, was bei 46% der Probanden dazu führte, dass sie ohne weitere Ernährungsumstellung an Gewicht abnahmen. Mehr zu den Ergebnissen der Studie kannst Du in unserem anderen Blogartikel erfahren.

Fazit

Insgesamt hat sich die Wahrnehmung von Süßungsmitteln im Laufe der Jahrhunderte stark verändert, wobei Zucker mittlerweile das dominierende Süßungsmittel ist, während Honig vor allem als Gourmetprodukt oder in speziellen Anwendungen geschätzt wird.

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