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In der Sonne ein Demeter-Bienenvolk ganz nah am Flugloch mit sehr vielen ein- und ausfliegenden Bienen.

Demeter-Bienenhaltung

Die wesensgemäße Bienenhaltung ist eine Bienenhaltung, bei der die Bedürfnisse der Menschen und der Bienen im Gleichgewicht sind, das heißt, dass die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse das Wohlbefinden und die Integrität des Bienenvolkes nicht schaden darf.“
(Henk Verhook und Facharbeitsgruppe Demeter-Bienenhaltung)

Biologisch-dynamische Bienenhaltung nach Demeter-Richtlinien:

Gemäß der obigen Definition (erarbeitet zusammen mit dem niederländischen Bioethiker Henk Verhook und der Facharbeitsgruppe für Demeter-Bienenhaltung im Jahr 2009) steht bei der Bienenhaltung nach Demeter-Richtlinien die Wahrung der Integrität des Bienenvolks im Vordergrund. Ziel der Auslese ist nicht die Maximierung des Honigertrags, sondern eine an den entsprechenden Lebensraum angepasste und vitale Biene. In der biologisch-dynamischen Betriebsweise dürfen und sollen die Bienen ihre Bedürfnisse ausleben können. Erst an zweiter Stelle steht der Mensch mit seinem Bedürfnis nach Honig und weiteren Bienenprodukten.

Was sind die Bedürfnisse der Bienen? Und wie integrieren wir diese Bedürfnisse in unser imkerliches Tun?

Naturwabenbau

Natur: Ein „neugeborenes“ Bienenvolk, ein nackter Bienenschwarm, baut sein gesamtes Wabenwerk, sein „Skelett“, seine Wohnstätte, selbst. Das Wabenwerk eines jeden Volkes sieht individuell aus und hat seinen eigenen Duft.
Kultur: In der biologisch-dynamischen Betriebsweise errichten unsere Bienen ihr Wabenwerk im Brutnest ebenfalls selbst. Der Wabenbau bzw.das Wachs ist ein „Organ“ des Bienenvolkes und wir möchten dieses nicht willkürlich durch ein „fremdes Organ“ (Fremdwachs) ersetzen oder die Form der Waben und die Zellgrößen durch geprägte Wachsplatten bzw. Mittelwände vorgeben.

Stabilbau

Natur: Die Waben sind fest mit der Höhle, in der das Bienenvolk natürlicherweise lebt - zum Beispiel in einem hohlen Baumstamm - verbunden.
Kultur: Wir lassen das Brutnest trotz beweglicher Waben unangetastet und verändern dort ebenfalls nichts an der natürlichen Brutnestordnung. 

Brutnest

Natur: Die Bienen leben auf großen Waben, damit bildet das Brutnest eine Einheit. Über dem Brutnest sind stets ausreichende Honig- und Pollenvorräte vorhanden. 
Kultur: Bei uns sind die Waben ebenfalls so groß, dass das Brutnest möglichst nicht unterbrochen wird: Das Wabenmaß ist bienengerecht, nicht imkergerecht.

Bruderdrohn

Natur: Drohnen sind die männlichen Bienen im Volk und werden in etwas größeren Zellen herangezogen als die Arbeiterinnen. Drohnen begatten die Königinnen und sorgen für Harmonie im Bienenvolk. Aufgrund des Naturwabenbaus (siehe „Bautrieb“) werden so viele Drohnen aufgezogen, wie das Volk es selbst möchte. 
Kultur: Wir arbeiten ohne Mittelwände (vorgeprägte Wabenplatten aus Fremdwachs), welche nur kleinere Arbeiterinnenzellen zulassen würden. Arbeiterinnen sind die weiblichen Tiere im Bienenvolk und „machen die ganze Arbeit“. Bei uns werden, ebenso wie in der Natur, so viele Drohnen aufgezogen, wie das Volk es möchte. Wir denken, das Volk weiß selbst am besten, welche harmonische Zusammensetzung es braucht.

Schwarmbetrieb

Natur: Bienenvölker vermehren sich aus eigenem Impuls heraus. In jedem Jahr gibt es Völker, die aus sich heraus ein oder mehrere Jungvölker bilden. Dies geschieht über Schwärme. Zuvor entstehen dafür im Muttervolk eine oder mehrere neue Königinnen. 

Kultur
: Wir vermehren mit dem Schwarmtrieb zu einer Zeit, in der man die Bienen eigentlich auf Ertrag führen möchte, und verzichten damit bei diesem Volk auf eine höhere Honigernte. Die Jungvölker besitzen, ebenso wie in der Natur, die volkseigene Königin. 

Familienzusammenhalt

Natur: Jedes Volk zieht stets seine eigene Königin auf - die Tochter der vorherigen Königin. 

Kultur: In unserer Betriebsweise ist das ebenso. Für uns ist die Königin ein „Organ“ des Bienenvolkes, und wir möchten einzelne „Organe“ nicht zugunsten höherer Honigerträge willkürlich austauschen.

Lebensalter der Königin

Natur: Eine Königin kann bis zu fünf Jahre alt werden.

Kultur: Bei uns darf sie so alt werden und wird nicht jährlich oder alle zwei Jahre durch eine junge, leistungsstärkere, fremde Königin ersetzt.

Landrasse mit großem Genpool

Natur: Die Bienenköniginnen fliegen vom Heimatstandort zum Hochzeitsflug aus. Sie paaren sich dadurch mit sehr vielen verschiedenen Drohnen aus regionalen Bienenvölkern.
Kultur: Unsere Königinnen dürfen dies tun, um das Zuchtziel von regionalen, vitalen und an die Landschaft angepassten Bienen zu erreichen.

Winterfutter

Natur: Im Winter ernähren sich die Bienen ausschließlich von ihrem eigenen Honig.
Kultur: Aufgrund von Blütenarmut in Deutschland können auch wir ohne Zusatzfütterung im Winter nicht wirtschaftlich arbeiten. Lediglich die Sorte „Quintessenz“ wäre in sehr geringen Mengen verfügbar. Daran kann man erkennen, was es bedeuten würde, auf Zusatzfütterung im Winter in der Imkerei zu verzichten: Honig wäre extrem teuer und selten. Eine blütenreiche Landschaft und gleichzeitig optimale Witterung (ausreichend Niederschläge und Wärme) sind einige der Voraussetzungen für reichlich Honig und die Winterversorgung. Beides haben wir nicht oder sehr selten. Wir belassen dennoch umfangreiche Honigvorräte im Volk und unser Winterfutter wird mit Honig, Kräutertee und Salz aufgewertet bzw. wir füttern „nektarähnliches Bienenfutter“. Zu Blühbeginn ist dieses Winterfutter komplett von den Bienen verbraucht und unser Honig besteht ausschließlich aus Nektar.

Rohhonig und Verzicht auf Plastik

Natur: Die Bienen lagern Honig in ihren Waben. Im Bienenvolk herrschen im Honigraum Temperaturen von < 34 °C.
Empfehlung: Die natürlichste Form, Honig und Bienenprodukte zu essen, ist der Verzehr ganzer Waben in Form von Wabenhonig. Danach folgen Presshonig und schließlich geschleuderter Honig.
Kultur: Ernte und Lagerung unseres Honigs erfolgt ausschließlich in Edelstahl oder Glas. Vor dem ersten Festwerden wird der Jahresbedarf an Honig direkt nach der Gewinnung (Pressen oder Schleudern) abgefüllt. Falls Übermengen an Honig doch einmal in Edelstahlfässern gelagert wurde, so wird er maximal auf Bienenstocktemperatur (< 34 °C) passiv angewärmt, um ihn eben fließfähig und abfüllbar zu machen - mehr nicht.

Zum Vergleich: Was bedeutet im Gegensatz dazu konventionelle oder biologische Imkerei (ohne Demeter-Zertifizierung)?

Hier zur Übersicht die Richtlinien zur konventionellen (Deutschland) und  biologischen Bienenhaltung. Diese Richtlinien sind das Mindestmaß. Es gibt sicherlich Imkereien, die strenger arbeiten, als es die jeweiligen Richtlinien vorgeben. 

Mittelwandeinsatz: ja
Erlaubt ist der Einsatz von Mittelwänden (= Fremdwachs aus anderen Bienenvölkern) mit vorgeprägtem Wabenmuster, sodass vor allem Arbeiterinnen im Bienenvolk erzeugt werden und kaum Drohnen (männliche Bienen). Damit hat man imkerliche und unternehmerische Vorteile: viel mehr Honig, wenige Drohnen. 

Bewahrung der Brutnestordnung: nein
Die Waben können willkürlich im Volk umgesetzt werden, wodurch die natürliche Ordnung verändert und Stress ausgelöst wird. Das Brutnest ist auf zwei Etagen verteilt und damit geteilt, es bildet keine Einheit mehr. Oftmals werden auch Brutwaben vom Brutnest in den Honigraum versetzt.

Schwarmtrieb: wird unterdrückt
Der natürliche Vermehrungstrieb der Bienen geschieht zu einer Zeit, in der die Bienen den meisten Honig erzeugen. Teilt sich dann das Volk durch Schwärme, kann kein oder nur wenig Honig geerntet werden. Daher wird bei biologischer und konventioneller Imkerei (nicht bei Demeter) der Schwarmtrieb unterdrückt. Dies geschieht durch das Schröpfen von Bienen vor der Schwarmzeit und die Bildung von Patchwork-Bienenvölkern (ein Volk wird aus Einzelteilen verschiedener Bienenvölker „mechanisch“ durch die Imkerperson gebildet), durch das Ausbrechen der Königinnenzellen und durch die meist jährliche Erneuerung der Königin durch eine jüngere, fremde, die weniger „schwarmfreudig“ ist.

Familienzusammenhalt: nein
Neue Völker entstehen nicht durch natürliche Schwärme oder organisch aus einem Muttervolk, sondern werden willkürlich aus Einzelteilen verschiedener Völker mechanisch zusammengesetzt. Die Königin wird meist jährlich durch eine fremde, gezüchtete Königin erneuert, indem die alte getötet wird. 

Großer Genpool: nein
Erlaubt ist die künstliche Besamung der Königin im Labor (nur bei konventioneller Betriebsweise, nicht bei Bio) und die kontrollierte Begattung auf Inseln mit ausgewählten Drohnen. Dadurch schränkt man die genetische Variabilität ein.

Winterfutter: 
Besteht nur aus Zucker oder Fertig-Sirup aus Zucker, Mais oder Weizen. 

Honigerwärmung: ja 
Es ist erlaubt, den Honig auf Bienenstocktemperatur zu erwärmen und damit ist er genauso Rohhonig wie bei Demeter. Allerdings ist die Erwärmung im sogenannten Melitherm erlaubt. In diesem Gerät läuft kalter, fester Honig kurz über eine geheizte Spirale und wird auf über 60 °C erwärmt. Die Wissenschaft sagt, dass dabei kaum Enzyme zerstört werden. Einzig bei Demeter ist ein Melitherm verboten. Wir glauben, dass auch eine so hohe, wenn auch kurzfristige Erhitzung dem Honig schadet und dieses Verfahren einer Pasteurisation gleicht und damit den Honig entwertet. In unseren Augen ist es kein roher Honig mehr, auch wenn wissenschaftlich messbar die Enzyme weitgehend erhalten bleiben. Jeder Verarbeitungsschritt ist ein Schritt in Richtung „schlechter“ als die Natur es uns schenkt.

Plastik: ja
Honig wird nach der Ernte in Plastikeimern und nach Bedarf bei Bienenstocktemperatur oder mittels Melitherm erwärmt und abgefüllt. 

Styropor-Bienenkästen und Plastikwaben: ja, bei konventioneller Betriebsweise, nicht bei Bio.
Bienenkästen aus Styropor sind nur bei der konventionellen Betriebsweise zugelassen. Auch dürfen die Rähmchen, die die Waben tragen, aus Plastik sein, ebenso die Mittelwände.

Zwei-Königinnen-Betriebsweise: ja, bei konventioneller Betriebsweise, nicht bei Bio.
Es dürfen zwei Königinnen in einem Volk gehalten werden, wodurch ein größeres Volk und enorme Honigerträge erzeugt werden können. Für Bienen ist diese Situation nur zu ertragen, weil die Bienenkiste mit einem Gitter getrennt wird, sodass die zwei Königinnen sich nicht berühren können.

Flügelschneiden der Königin: ja, bei konventioneller Betriebsweise, nicht bei Bio.
Um zu verhindern, dass der erste Schwarm unkontrolliert von dannen fliegt, wird der Flügel der Königin gekürzt. Dadurch wird sie flugunfähig und der Schwarm landet unwillkürlich vor dem Bienenkasten, sodass man ihn leicht findet. 

Wir möchten hier lediglich die Unterschiede aufzeigen, die die einzelnen Richtlinien vorschreiben. Wie die einzelnen Imkereien letztendlich arbeiten, ist individuell.

Fazit
Alle diese vorgenannten Maßnahmen in der konventionellen und EU-Bio-Imkerei (nicht Demeter) zielen darauf ab, den Honigertrag zu steigern. Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass konventionelle Imkereien (oder Bio-Imkereien) sich auf Kosten intensiver Bienenhaltungsformen nur einfach „bereichern“ wollen. Eine Intensivierung der Imkerei geschieht unter anderem aufgrund hohen Preisdrucks.