Skip to content

Cart

Your cart is empty

Article: Demeter-Imkerei versus klassischer Imkerei: Ein Vergleich anhand des Wabenbaus

Demeter-Naturwabenbau

Demeter-Imkerei versus klassischer Imkerei: Ein Vergleich anhand des Wabenbaus

Lesezeit ca. 6 Minuten, 1079 Wörter

Die klassische Imkerei nahm ihren Anfang vor etwa 100 Jahren. Bis dahin leben die Bienen im so genannten Stabilbau, der sehr naturgemäß ist.

Stabilbau und der natürliche Lebensort der Bienen

Der natürliche Lebensort eines Bienenvolkes ist der hohle Baum oder eine Höhle in Felswänden. Zieht dort ein nackter Schwarm ein, beginnt er, sein Wabenwerk aus sich selbst heraus zu bilden – die Bienen schwitzen Wachs aus und bauen daraus kunstvolle Naturwaben.

Die Waben werden an der Decke und an den Seiten „befestigt“. Möchte man Honig ernten, muss man die Waben ausbrechen, wodurch das Wabenwerk zerstört wird.

Heutzutage findet man solche Naturwaben in den bekannten Stroh-Bienenkörben. Diese Form der Haltung gilt als Liebhaberei und ist keine wirtschaftliche Imkerei.

Mobilbau und Wachsplatten

Vor etwa 100 Jahren wurde der Mobilbau entwickelt: Es entstanden Bienenkästen mit Holzrähmchen, in denen die Bienen ihre Waben bauten. Dadurch konnte der Imker die Waben einzeln entnehmen, ohne sie zu zerstören, und damit in das Geheimnis Bienenvolk eintauchen.

Zuerst bauten die Bienen in diesen „beweglichen Rähmchen“ noch ihre Waben im Naturwabenbau. Dann erfand ein Herr Mehring die Mittelwand: Das sind Wachsplatten mit dem aufgeprägten Grundriss der Wabenzellen.

Diese werden ähnlich wie Waffeln in einem Waffeleisen hergestellt: Flüssiges Wachs wird in einer Gussform gepresst.

Kleines Hintergrundwissen, um Nachfolgendes zu verstehen:

Nun gibt es in einem Bienenvolk drei Bienenwesen: die eine Königin, etwa 20-30 % Drohnen (männliche Bienen) und die Arbeitsbienen (weibliche, aber unfruchtbare Bienen). Diese werden in verschiedenen Zellen aufgezogen: Die Zellen von Arbeitsbienen sind kleiner, als die Zellen von Drohnen.

Die Arbeitsbienen heißen so, da sie die gesamten „Arbeiten“ im Bienenstock verrichten, während die Drohnen für die Begattung der Königin „zuständig“ sind. Sie sammeln keinen Nektar, bauen keine Waben – sie werden sogar gefüttert und verbrauchen damit Honig.

Die Vorteile der Mittelwand für den Imker

Die Erfindung des mobilen Rähmchens und der Mittelwand ebneten den Weg für eine ertragreichere Imkerei. Warum?

  • Die Mittelwände sind mit den Zellen der Arbeitsbienen vorprägt. Durch ihren Einsatz verringert sich die natürliche Anzahl an Drohnen in einem Volk auf fast 0 %. Der Vorteil ist klar: Weniger „unnütze Fresser“, mehr „fleißige Bienen“.
  • Die beweglichen Waben können mitsamt Honig entnommen, der Honigdeckel entfernt und in einer Zentrifuge ausgeschleudert werden. Das leere Rähmchen kommt wieder ins Volk, um erneut mit Honig befüllt zu werden. Das Wabenwerk bleibt also unversehrt.
  • Dadurch müssen die Bienen keine neuen Waben mehr bauen, was Energie spart. Das Schwitzen von 1 kg Bienenwachs verbraucht etwa die Energie von 7 kg Honig.
  • Der Wabenbau aus Mittelwänden geht viel schneller, als der Naturwabenbau. Die Bienen erweitern nur noch das Wachs der Mittelwand, anstatt komplett neue Waben zu bauen.
  • Die Waben aus Mittelwänden sind wesentlich dicker und damit bruchsicherer, als der Naturwabenbau – das Handling ist einfacher.
  • Die beweglichen Rähmchen ermöglichen nicht nur einen tieferen Einblick in das Volk, sondern ebneten den Weg für vielelei imkerliche Eingriffe, die sich gegen die natürliche Lebensweise der Bienen richten. Alle Eingriffe führen zu höheren Honigerträgen und manipulieren das Volk.

Der Nachteil der Mittelwand für die Bienen

Im Naturwabenbau drückt sich die Individualität und Biografie des Bienenvolkes aus: Jedes Volk baut anders. Jedes Wabenwerk ist verschieden. Es entsteht etwas vollkommen Neues.

  • Mit dem Einsatz der Mittelwand entsteht dagegen ein vom Imker vorgegebener Wabenkörper, eine „geplante Stadt“ sozusagen.
  • Dadurch verändert man das natürliche und von Volk zu Volk sehr individuelle Verhältnis von Drohnen zu Arbeitsbienen. Die Anzahl Drohnen wird stark reduziert, was die Harmonie im Volk stören kann.
  • Außerdem ist die natürliche Begattung der Bienenkönigin durch die fehlenden Drohnen in der Landschaft schlechter.
  • Mit jeder Mittelwand bringt man außerdem fremdes Wachs aus anderen Völkern mit fremdem Geruch in das Volk.
  • Der natürliche Schwarm, der sich in einer dichten Traube zusammensetzt und das Wabenwerk aus seinem Inneren herausbildet, sitzt nun auf starren Wänden, die durch Wachs-Scheiben geteilt sind.
  • Die Mittelwände sind wesentlich dicker als Naturwaben, wodurch die Waben weniger schwingen. Da Bienen über Tänze kommunizieren, die die Waben in Schwingungen versetzen, ist die Kommunikation innerhalb des Volkes auf Mittelwänden eingeschränkt.
  • Das für die Mittelwände verwendete Wachs wird meist stark erhitzt, um es zu desinfizieren. Dadurch ist es qualitativ schlechter als Naturbauwachs.

Der Mythos der klassischen Imkerei ist fest verankert

Die moderne Imkereiform mit Mittelwänden ist weltweit verbreitet und wird überall gelehrt  – sowohl in der Berufsausbildung zum Imker als auch in der Freizeitimkerei, die hierzulande 95 % der Imkereien ausmacht. Die naturgemäße Imkerei nach Demeter-Richtlinien ist selten und auch unter Imkern wenig bekannt. Naturwabenbau hält man für schwierig oder gar unmöglich.

Nur in der Demeter-Betriebsweise betreiben wir aus Überzeugung den Naturwabenbau und greifen auch sonst nicht manipulativ in das Volksgeschehen ein (siehe https://immenkraft.com/pages/demeter-bienenhaltung)

Wir haben hier nur den Einsatz von Mittelwänden beleuchtet. Das gesamte Ausmaß an möglichen Eingriffen in der modernen Imkerei ist jedoch sehr groß. Die Bienen haben wenig Raum, gemäß ihren natürlichen Bedürfnissen zu leben.

Ziel der Betriebsweise nach Demeter-Richtlinien ist es, die Biene zu stärken und ihre Resilienz zu erhöhen, damit sie gut mit den vielfältigen, oft schwierigen Umwelteinflüssen zurechtkommt.

Manipulation und die Frage nach der Freiheit des Menschen

Es liegt an uns Menschen, mehr auf das zu lauschen, was die Bienen von uns fragen.

Neu-Imker beginnen heute oft mit der Bienenhaltung, um den Bienen zu helfen. Wenn sie dann in den Imkervereinen mit den modernen Betriebsweisen konfrontiert werden, sind sie häufig schockiert und wenden sich teilweise wieder ab.

Es braucht auch Mut, sich der extensiveren Demeter-Imkerei zuzuwenden. Der Freizeitimker sieht sich in seinem Imkerverein oft mit Vorurteilen und Unverständnis der Mitglieder konfrontiert.

Der Berufsimker setzt sogar seine Existenz aufs Spiel: Er muss die neue Art, mit den Bienen umgehen, erst wieder neu erlernen. Hinzu kommt, dass er mit Ertragsrückgängen von über 50 % rechnen muss. Das bedeutet, dass er seine Preise anpassen muss, was wiederum eine veränderte Zielgruppe zur Folge hat. Das erforderte einen enormen Aufwand und steigende Kosten für sein Marketing.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass weltweit nur etwa 100 Demeter-Imkereien existieren, davon circa 80 in Deutschland. Lediglich eine Hand voll betreibt diese Imkerei im Vollerwerb, wenige im Zuerwerb und die meisten als Hobby.

Es braucht auch Deinen Mut

Wenn Du Dir eine naturgemäßere und extensivere Bienenhaltung wünschst, kannst Du uns durch den Kauf unserer Produkte unterstützen. Immenkraft wurde gegründet, um unsere Art der Bienenhaltung bekannter zu machen und ein Umdenken anzuregen.

Produkte aus Demeter-Bienenhaltung tun nicht nur den Bienen gut, sondern sind auch von herausragender Qualität. Es ist bekannt, dass vitalere Bienen besseren Honig produzieren und unsere Produkte durch unsere umfangreiche Betriebsweise eine hohe Enzymaktivität aufweisen. Auch stellen wir unsere Bienen an ausgesuchte, unbelastete Standorte.

Durch unseren achtsamen Umgang mit den Bienen bringen wir ihren Produkten eine sehr hohe Wertschätzung entgegen. Es gehört daher ebenso zu unseren Aufgaben, diese hohe Produktqualität bis zu Dir zu bewahren. Dies ist keinesfalls selbstverständlich. Bei Massenproduktionen, wo es mehr auf Quantität und günstige Produktion ankommt, bleibt die Qualität immer auf der Strecke.

Mehr lesen

Frischer Honig, der von einem Honiglöffel ins Glas fließt

Welcher Honig ist der gesündeste?

Die Nektarquelle des Honigs und das Ernteverfahren haben wesentlichen Einfluss auf die Wirkeigenschaften der Honige. 

Read more